Report
Peter Thilo Hasler

Erhebliche Corporate Governance-Defizite

Wir werfen dem Vorstand der Signature AG systematische Beschönigungen der Berichterstattung und erhebliche Verletzungen der Berichtspflichten des im Freiverkehr notierten Unternehmens vor. So wurde im Januar 2020 in den vorläufigen Geschäftsjahreszahlen 2019e der 100%igen Tochtergesellschaft Capital Lounge, die für den Großteil des Geschäftsvolumens steht, ein Umsatz in Höhe von EUR 0,878 Mio. bekannt gegeben. Nach Aufstellung des Jahresabschlusses 2019 blieben hiervon Erlöse in Höhe von EUR 0,684 Mio. übrig. Gründe für die Differenz wurden nicht genannt. Gleichzeitig wurde für die Signature AG ein Fehlbetrag im Geschäftsjahr 2019 von EUR -0,326 Mio. gemeldet, der auf die Abschreibung des Beteiligungsbuchwertes an der Schweizer Cocorp zurückgeführt wurde. Obwohl diese Abschreibung Angabe gemäß bereits im Jahr 2018 vorgenommen und 2019 abgeschlossen wurde, war in einer Ad-hoc-Meldung im Januar 2020 noch vom „besten Ergebnis der Firmengeschichte“ die Rede. Mit deutlichen Abweichungen rechnen wir auch für das Geschäftsjahr 2020e, für das zur Jahresmitte 2020 Umsätze in Höhe von EUR 2,5 Mio. in Aussicht gestellt worden waren.

Operative Unternehmensmeldungen werden nach u. E. häufig unvollständig kommuniziert. So wurden Kooperationen mit JJ Entertainment über die Vermittlung von Vorratsgesellschaften und mit der Crowdinvesting-Plattform transvendo, mit der nach Angabe ein umfangreicher Know-how-Transfer vereinbart wurde, zwar vielversprechend angekündigt, weitere Meldungen hierzu blieben jedoch aus. Nach unseren Recherchen bestehen beide Kooperationen nur noch auf dem Papier, auch dieser Zustand wurde nicht kommuniziert.

Berichtspflichten sehen wir u.a. bei der Absage der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2019 verletzt, die notwendigerweise als Ad-hoc-Meldung und nicht, wie geschehen, als Corporate News hätte veröffentlicht werden müssen. Überdies wurden die Hintergründe der Absage nicht offengelegt, nämlich dass Signature seit über einem Jahr keinen ordnungsgemäß besetzten und beschlussfähigen Aufsichtsrat hat, und folglich die Einladung zur Hauptversammlung nichtig war. Auch ist der auf der Webseite der Gesellschaft immer noch genannte Aufsichtsrat nach einem im Q1/2021 ergangenen Anerkenntnisurteil nicht korrekt.

Wir stufen die Defizite in der Corporate Governance und der Transparenz der Signature AG als erheblich ein. Vor diesem Hintergrund können wir aktuell kein funktionsfähiges Geschäftsmodell bestätigen und preisen daher einen erheblichen Wertverfall der Aktie ein. Wir rechnen nur noch mit einem Kursziel von EUR 0,30 je Aktie. Demzufolge nehmen wir unser Anlageurteil für die Aktien der Signature AG auf Sell zurück.

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Sphene Capital GmbH
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Founded in 2010, Sphene Capital is a German based pure-play research house offering state-of-the-art research and evaluation services to European small- and mid-caps by avoiding typical conflict of interests of traditional investment banks.

As a general rule, analysts of Sphene Capital strive to understand companies better than any other analyst or investor before publishing their initiation reports. Therefore, the comprehensive initiation research reports comprise of 50-80 pages, including an extensive analysis of the value chain of the IPO candidate, its unique selling proposition, an elaborate analysis of suppliers and clients, a thorough SWOT analysis, a commercial due diligence (i. e. market and competitive analysis), an integrated financial forecast model and a profound company valuation (both DCF methodology and peer group multiples). Before publication, each of Sphene Capital’s research report will be double-checked by a fellow research colleague (“Four-eyes-principle”), ensuring highest quality and avoiding careless mistakes.

After initiation of research coverage, Sphene Capital publishes regular updates of 12-30 pages following relevant news flow from the issuer or major peers, f. ex. after acquisitions or after publication of quarterly results.

Due to Sphene Capital’s extensive experience in equity and bond research, the team has established longstanding contacts to all relevant market players, i. e. institutional investors, family offices and high net-worth individuals as well as journalists. To each of these groups, Sphene Capital’s research analysts have regular contacts during analyst and management roadshows or via daily phone calls. Finally, analysts publish articles in selected stock markets magazines and websites in which the analysts help issuers to improve their popularity on the German capital markets.

Analysts
Peter Thilo Hasler

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